Kalkmagerrasen in der Kalkeifel

Ein Kalkmagerrasen ist ein Grasland über Kalksteinen (CaCO3) oder Dolomitsteinen (CaMg(CO3)2). Seine Bodenschicht ist flachgründig und besteht nur aus dem unlöslichen Rückstand seines kalkigen/dolomitischen Ausgangsgesteins. Das ist vor allem Ton, der wegen organischer Beimengungen meist dunkelgrau oder schwarz gefärbt ist. Die Bodenkundler sprechen von einem Rendzina-Boden mit A/C-Profil, wobei A für den Auslaugungshorizont oben und C für das noch unverändert anstehende Festgestein darunter steht.

Bodenprofil eines Kalkmagerrasens
Bodenprofil eines Kalkmagerrasens

Bezeichnend für die Böden von Kalkmagerrasen ist ihr hoher Basengehalt (Calcium, Magnesium u.a.) und ihr Mangel an Stickstoff- und Phosphorverbindungen. Der Grund für diesen letzteren Mangel ist eine Auslaugung durch eine lange, extensive Bewirtschaftung des Bodens als Weideland.

Wegen der hohen Wasserdurchlässigkeit ihres meist stark geklüfteten Gesteinsuntergrundes und wegen der nur dünnen und oft lückenhaften Bodenschicht darüber sind Kalkmagerrasen gewöhnlich trocken (Trocken- oder Halbtrockenrasen).

Eine dritte wichtige Eigenschaft der Böden von Kalkmagerrasen ist, dass sich ihr Felsuntergrund unter der dünnen Bodendecke rasch in der Sonne erwärmt.

Wegen ihrer basenreichen, trockenen und wärmebegünstigten Böden haben sich die Kalkmagerrasen zu besonders artenreichen Lebensräumen entwickelt. Neben zahlreichen anderen bezeichnenden Pflanzen prägen im Frühjahr und Frühsommer auch einheimische Orchideen ihr Bild. Der Buntheit der Flora und ihrer langen Blütezeit folgt eine besonders vielfältige Insektenfauna. Die Trockenheit und Wärme des Bodens genießen Schlangen und Eidechsen.

Groß- und kleinflächige Kalkmagerrasen findet man heute auf devonischen Kalksteinen und Dolomitsteinen aller Kalkmulden der Kalkeifel. Sie haben hier eine lange Tradition.

Am Anfang standen die umfänglichen Waldrodungen zwischen dem 9. und 13. Jahrhundert, die zur Ausbreitung ausgedehnter Offenlandflächen führten. Aus ihren Kalkstein- und Dolomitstein-Standorten entwickelten sich durch extensive Beweidung und/oder Mahd ausgedehnte Kalkmagerrasen-Flächen.

In der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts begann die Blütezeit der Wanderschafhaltung. Das begünstigte die Beweidung auch siedlungsfernerer Kalkmagerrasen. Als im 19. Jahrhundert der preußische Staat auch in der Kalkeifel großflächige Aufforstungen durchführen ließ, ging dort ein größerer Teil der bis dahin beweideten Kalkmagerrasen-Flächen wieder verloren. Diese Tendenz verstärkte sich im 20. Jahrhundert mit den Möglichkeiten der maschinellen Bodenbearbeitung und dem Einsatz von Mineraldüngern.

Auch für die heute noch vorhandenen, kleineren Kalkmagerrasen-Flächen der Eifelkalkmulden bedeutet eine Intensivierung ihrer landwirtschaftlichen Nutzung durch Düngung noch eine akute Gefahr.

Um diese von Menschen geschaffene Vegetationseinheit mit ihren einzigartigen Pflanzen- und Tiergemeinschaften zu erhalten, reicht es aber nicht, sie formal unter Naturschutz zu stellen. Eine Aufgabe ihrer Nutzung würde ihren Bestand nicht sichern. Nach nur wenigen Jahren wären ihre Flächen mit Buschwerk überzogen.

Kalkmagerrasen müssen gepflegt werden, auf Düngung muss ganz verzichtet werden. Eine regelmäßige Beweidung ist erforderlich und einmal ist – spät im Jahr – eine Mahd erforderlich.

Aus diesem Grund werden heute die meisten noch verbliebenen Kalkmagerrasen-Flächen von Naturschutzeinrichtungen aktiv betreut, oder sie werden von Landwirten unter Naturschutzauflagen bewirtschaftet.

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