Eisenerzbergbau in der Kalkeifel

Eisenerzlagerstätten treten in der Kalkeifel in verschiedenen Formen auf. Besonders häufig sind schichtgebundene sedimentäre Eisenerzvorkommen in den Heisdorf-Schichten der jüngsten Unterdevon-Zeit. Das Eisenerz (roter Hämatit; Fe2O3) ist hier an winzige kalkige Fossilbruchstücke gebunden, deren Hohlräume es füllt und die es auch in dünnen Schichten ummantelt.

Bei der Entstehung der Heisdorfer Schichten war das Eisen im Meerwasser gelöst und lagerte sich in Form von Hämatit (Roteisen) an die im bewegten Flachmeer in der Schwebe gehaltenen Kalkpartikel an. Auf diese Weise entstanden mehrere eisenreiche Kalksteinbänke. Diese wurden vor allem im 18. und 19. Jahrhundert an vielen Stellen in den Randbereichen der Eifelkalk-Mulden abgebaut.

Neben solchen primären, schichtgebundenen sedimentären Eisenvorkommen wurden in den Eifelkalkmulden aber auch Verwitterungserze wie Brauneisenstein (Brauneisenerz) gesucht und verhüttet. Die Bildung dieser Erze war an langfristige Verwitterungsprozesse der kreide- und tertiärzeitlichen Landoberfläche der Kalkeifel gebunden.

Entstehung von Brauneisenstein / Brauneisenerz
Entstehung von Brauneisenstein / Brauneisenerz

Brauneisenstein oder Brauneisenerz ist ein Mineralgemenge aus verschiedenen Eisenoxiden und Eisenhydroxiden. Es reichert sich an, wenn Wasser auf den Klüften von primär eisenhaltigen Sandsteinen zirkuliert und das dort als Hämatit (Fe2O3) vorhandene Eisen löst. Beim Austrocknen des Gesteins von der Oberfläche her verdunstet das Wasser und hinterlässt seine eisenreiche Lösungsfracht als rostbraune oder auch schwarze Porenfüllung in den Randbereichen der Gesteinsstücke oder als dunkle Kruste auf seiner Oberfläche.

Eisenerzbergbau spielte in der Geschichte der Kalkeifel eine wichtige Rolle. Seine Wurzeln reichen bis in die keltische und römische Zeit zurück. Bei Hillesheim wurde ein Schmelzofen aus dem 7. Jahrhundert v. Chr. entdeckt. In Blankenheim, Dollendorf und Jünkerath kennt man Relikte von römischen Eisenschmelzen.

Zwischen dem 15. und 19. Jahrhundert prägten dann Eisenerzbergwerke und Eisenhütten das ganze Land. Gebiete mit besonders reichen Lagerstätten von Roteisenstein der Heisdorf-Schichten und Brauneisenstein als dessen Verwitterungserz lagen in der Sötenicher Mulde (Weyer, Eiserfey und Nettersheim), in der Blankenheimer Mulde (Dahlem, Schmidtheim und östlich Blankenheim) und auf beiden Flanken der Dollendorfer Mulde (Ripsdorf und Dollendorf).

Hüttenwerk
Hüttenwerk

Zuerst wurde das Eisenerz im Tagebau und im Stollenbau mit geringer Schachtteufe gefördert. In tiefere Erzlager teufte man später Reifenschächte ab. Sie sollen bis zu einer Teufe von 30 Metern gereicht haben. Ein Bergwerk bestand aus zwei Reifenschächten, die nahe beieinander lagen. Ein Schacht diente der Erzförderung, der andere der Bewetterung und als Fahrt für die Bergleute. In der Regel arbeiteten zwei bis drei Bergleute in einer Grube, die von ihrer Sohle aus durch Stollenvortrieb erweitert wurde.

Die Eisenwerke (Reitwerke), in denen das Eisenerz geschmolzen und weiterverarbeitet wurde, waren mit ihren Blasebälgen, Hämmern und Schlackenmühlen an die Wasserkraft stark und dauerhaft fließender Bäche gebunden. Ein Hüttenwerk bestand aus einem Hochhofen, einer Frischschmiede, einer Hammerschmiede und einer Schlackenmühle.

Der Hochofen wurde von oben mit Eisenerz und Holzkohle beschickt. Das im Hochofen erschmolzene Eisen wurde nach dem Abstich in einer Schmelzrinne abgefangen und erkaltete zu Roheisen. In der Frischschmiede wurde dem Roheisen durch erneutes Erhitzen und Aufschmelzen Kohlenstoff entzogen und das so gefrischte Eisen im Hammerwerk zu Stabeisen weiterverarbeitet.

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts erreichten der Eisenerzbergbau und das Hüttenwesen ihren Höhepunkt. Ein Schwerpunkt der Hüttenindustrie lag nun im Schleidener Tal, wo neben den Eisenerzen der Heisdorf-Schichten auch Eisenerze aus Verwitterungslagerstätten gangförmiger Vorkommen abgebaut und verhüttet wurden. 1847 waren in dem Gebiet des ehemaligen Kreises Schleiden noch 160 Erzgruben und 19 Hüttenwerke aktiv.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts waren dann Bergbau und Hüttenindustrie u. a. wegen der schlechten Verkehrsanbindung nicht mehr konkurrenzfähig. Der Bergbau wurde eingestellt. 1896 wurde in Jünkerath der letzte Hochofen ausgeblasen. Die eisenverarbeitende Industrie wanderte in das Ruhrgebiet ab.

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