Die Römer in der Kalkeifel

Im letzten Jahrhundert v. Chr. begann das Römische Reich, seine Herrschaft von Gallien her auch über das Rheinland auszudehnen. Die Nordeifel war damals von den germanischen Eburonen bewohnt und die Südeifel von den keltischen Treverern. Das römische Heer unter Julius Caesar unterwarf beide Volksstämme, wobei die Eburonen als Stamm völlig ausgelöscht wurden und an ihre Stelle die germanischen Ubier nachrückten.

Nach mehreren vergeblichen Versuchen, ihre Herrschaft auch über den Rhein hinaus bis zur Elbe auszudehnen, gaben die Römer diese Pläne auf und bauten den Rhein als Militärgrenze aus. Dadurch wurde die Eifel für 4 Jahrhunderte zu einem Grenzgebiet des Römischen Reichs. Die römische Stadt Trier (Colonia Augusta Treverorum) entwickelte sich zum Hauptort der Etappe für die Rheinfront. Von hier aus durchquerte eine große Militärstraße, die Via Agrippa, die Eifel in Richtung Köln (Colonia Claudia Ara Agrippinensium). Sie verlief über Bitburg nach Oos und dann weiter durch die Kalkeifel nach Jünkerath, Blankenheim und Nettersheim und von dort in Richtung Zülpich ins Eifelvorland und weiter nach Köln.

Die Römer in der Kalkeifel
Die Römer in der Kalkeifel

Diese römische Straße von Tier nach Köln war eine Militärstraße. Ihr Zweck war nicht die Erschließung der Eifel. Dennoch profitierte gerade die Kalkeifel von dieser Verkehrsader. Entlang der Heerstraße entstanden Herbergen (mansiones) und Pferdewechselstationen (mutationes), die auch zu Kastellen und Militärlagern ausgebaut waren. Im Laufe der Zeit entwickelten sich aus ihnen auch Marktzentren mit Kaufläden, Kneipen und Handwerksbetrieben. Die meisten dieser Siedlungen lagen eine normale Tagesreise (etwa 22 - 25 km) voneinander entfernt. In der Kalkeifel waren z.B. Jünkerath (Icorigium) und Nettersheim (Marcomagus) solche Stationen.

Zur Versorgung der Menschen in den Siedlungen sowie auch der Soldaten in den Militärlagern entstanden abseits der großen Militärstraße hunderte landwirtschaftliche Einzelhöfe (villae rusticae). Sie wurden von römischen Veteranen oder von romanisierten Galliern und Germanen betrieben. Es gab auch aufwendig ausgestattete Prunkvillen, wie z. B. die Villa Blankenheim mit Herrenhaus und zahlreichen Wirtschaftsgebäuden.

Die römische Heerstraße kam auch dem überregionalen Handel zugute. Sie war sicher und komfortabel. Die Kaufleute reisten ohne Risiko mit Waren aus südlichen Provinzen nach Norden und mit Nahrungsmitteln, Kleidung und Waffen aus der Eifel in den Süden.

Für die römischen Siedlungen und Metropolen war die Kalkeifel auch eine wichtige Rohstoffquelle. An vielen Stellen wurde Eisen erschmolzen und geschmiedet. Man findet Schürfgräben, Schmelzöfen und Eisenschlacken bei Blankenheim, in Dollendorf und in Jünkerath.

Für ihre Häuser in Köln holten sich die Römer den Maurer- und Putzkalk aus den Eifelkalkmulden. In der Sötenicher Kalkmulde ist in Iversheim noch eine römische Kalkbrennerei mit 6 nebeneinander liegenden Kalköfen erhalten. Als Werksteine schätzten die römischen Steinmetze besonders den auch in der Kalkeifel weit verbreiteten Buntsandstein.

Eine bedeutende Leistung römischer Ingenieure war die Versorgung der schnell wachsenden Stadtbevölkerung Kölns mit frischem Trinkwasser aus der Kalkeifel. Aus vier Quellbereichen innerhalb der zentralen Sötenicher Kalkmulde – Nettersheim, Kallmuth, Urfey und Weyer – führte man das klare Wasser in einem von Erdreich bedeckten Kanal binnen 24 Stunden über fast 100 km an den Rhein. Der Höhenunterschied zwischen Nettersheim und Köln beträgt 370 m, so dass der durchschnittliche Abstieg über 1000 m nur 3,70 m betragen durfte.

In religiöser Hinsicht waren die Römer sehr tolerant. Sie hatten zwar ihre eigenen Gottheiten, ließen aber der einheimischen Bevölkerung ihre gewohnten Religionsvorstellungen. Den Matronen, mütterlichen Gottheiten der Fruchtbarkeit, die immer zu Dritt dargestellt wurden, waren Tempelbezirke in Nettersheim, Zingsheim und Pesch gewidmet. Einzelne Matronensteine hat man an vielen Orten der Kalkeifel gefunden.

Mehr als 400 Jahre gehörte die Nordeifel zum Römischen Reich. Davon verlief die Zeit zwischen 70 und etwa 260 n. Chr. friedlich. Danach mehrten sich Überfälle der Franken von jenseits des Rheins. Um 400 n. Chr. verließ das römische Militär die Eifel, weil Italien und Rom von den Westgoten bedroht war. Viele gallo-romanische Einwohner flohen mit ihnen. Dann übernahmen die Franken das ganze Gebiet.

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