Die ganze Geschichte der Mechernicher Voreifel

In der Mechernicher Voreifel überdeckt ein ausgedehnter Deckgebirgsrest aus Gesteinen der Trias-Zeit (Buntsandstein, Muschelkalk und Keuper) variszisch gefaltete Devon-Gesteine der Rureifel und der Kalkeifel. Nur örtlich, ganz im Süden bei Kall, ist unter den Trias-Gesteinen ein Rest älterer Perm-Konglomerate über dem Schiefergebirgsstockwerk erhalten. Die Westgrenze des sogenannten Mechernicher Trias-Dreiecks gegen die Rureifel verläuft von Maubach im Norden über Nideggen bis Kall im Süden. Die kürzere Südostgrenze gegen die Kalkeifel verläuft zwischen Kall und Mechernich. Im Nordosten wird das Trias-Gebiet durch die junge Fluss- und Lösslandschaft der Zülpicher Börde abgelöst.


Die Mechernicher Voreifel in der Trias-Zeit
Die Mechernicher Voreifel in der Trias-Zeit

Die Zeit der Steine

Die Bildung der Trias-Gesteine der Mechernicher Voreifel begann vor 251 Mio Jahren mit der Eintiefung einer tektonischen Senkungszone zwischen der heutigen Niederrheinischen Bucht im Norden und der Gegend um Trier im Süden. Diese Senke füllte sich während der Zeit des Mittleren Buntsandsteins (249 - 246 Mio Jahre v. h.) mit Flussgeröllen und Sand aus dem höher gelegenen Grundgebirge der Ardennen und aus Ostfrankreich. Die daraus entstandenen Konglomerate und Sandsteine zeigen alle Merkmale breiter, aus dem Trierer Raum nordwärts strömender verzweigter Flüsse. An den Ufern dieser Flussläufe lebten urtümliche Amphibien und erste Reptilien.

In der anschließenden Zeit des Oberen Buntsandsteins (246 – 243 Mio Jahre v. h.) erweiterte sich die Senke zu einem breiten aber immer noch flachen Becken. Die Fließdynamik der Flüsse nahm ab. Geröll- und Sandablagerungen wurden seltener. Stattdessen nahm der Anteil roter Toneinschwemmungen zu. Gelegentlich fielen auch weite Gebiete trocken. Lebenszeichen aus dieser Zeit sind Blätter von eingeschwemmten Sporenpflanzen (Farne, Schachtelhalme) und auch Reste einer urtümlichen Konifere.

Nach dem Ende der Buntsandstein-Zeit stieg der Weltmeeresspiegel und von Norden her überschwemmte ein warmes flaches Muschelkalk-Meer das Senkungsgebiet. Seine Ablagerungen und ihre spärliche Fossilführung sprechen für eine zeitweilige Übersalzung des Meeresbeckens, so dass sich aus ihren Kalkschlämmen (CaCO3) Dolomitsteine (CaMg(CO3)2) bildeten. Zeitweilig fielen Teile des Beckens auch trocken. So wechselten während dieser Zeit sandige Kalkschlämme mit Muscheln (Muschelsandstein), graue, grüne und violette Mischsedimente aus Ton- und Kalkschlämmen (Mergelstein) und zu Dolomit umgewandelte Kalkschlämme mit bezeichnenden Schalenfossilien (Lingula-Dolomit, Trochitenkalk, Hauptmuschelkalk).

Im dritten – zeitlich längsten - Abschnitt der Trias-Zeit, der Keuper-Zeit (235-200 Mio Jahre v.h.), verlandete das Muschelkalk-Becken allmählich. Hauptsächlich bildeten sich grüne, graue und violett-rote Tonsteine, gelegentlich mit Kalk zu Kalkmergeln vermischt. Wenn der Ton fehlte, entstanden fossilreiche Dolomitbänke. Erst gegen Ende der Keuper-Zeit stellten sich im Rahmen eines weltweiten Meeresspiegelanstiegs wieder vollmarine Sedimentationsbedingungen ein. Aus dieser Zeit sind schwarze Tonsteine und dünnplattige glimmerreiche Quarzsandsteine mit bezeichnenden marinen Muscheln überliefert. Die Bildung solcher schwarzer mariner Tonsteine setzte sich bis in die frühe Jura-Zeit fort.


Das Relief der Mechernicher Voreifel
Das Relief der Mechernicher Voreifel

Die Zeit des Reliefs

Oberjura- und Kreide-Schichten fehlen in der Mechernicher Voreifel. Vielmehr waren die Trias-Sedimente bis in die frühe Tertiär-Zeit einer tiefgründigen Festlandsverwitterung ausgesetzt. Erst seit der mittleren Tertiär-Zeit ( ca. 35 Mio Jahre v. h.) kam es weiter nördlich, in der heutigen Niederrheinischen Bucht, zu einer erneuten tektonischen Absenkung. Durch sie nahm das Trias-Deckgebirge der Mechernicher Voreifel seine heutige Form einer breiten, nach Nordosten eintauchenden Einmuldung an. Dabei entstanden vor ihrem Nordostrand zahlreiche West-Ost und Nordwest-Südost verlaufende Verwerfungen, von denen einige auch heute noch seismisch aktiv sind.

Im periglazialen Klima der quartärzeitlichen Kaltzeiten (seit 800.000 Jahren) führte eine intensive Frostverwitterung zur Entfestigung der im Westen herausgehobenen Buntsandstein-Konglomerate und –Sandsteine. In wärmeren Zeitabschnitten ließ eine überwiegend flächenhafte Abspülung der jüngeren Ton-, Sand- und Mergelsteine das heutige flachhügelige Relief entstehen.

Heute bilden die Buntsandstein-Konglomerate und -Sandsteine entlang dem West- und Südrand der Mechernicher Voreifel eine deutliche Schichtstufe über dem Schiefergebirgsstockwerk der Nordeifel. Nach Osten und Nordosten bildet der Obere Buntsandstein ihre weite, leicht nach Osten geneigte Schichtstufenfläche mit wenigen in breiten Senken nach Osten bzw. Nordosten fließenden Bächen. Diese Bäche durchbrechen die Kuppen und Höhenrücken der Dolomitsteinzüge des Oberen Muschelkalks und treten dann in die tiefer gelegene Zülpicher Börde ein.


Die Mechernicher Voreifel heute
Die Mechernicher Voreifel heute

Die Zeit der Menschen

Seit dem Ende der letzten Kaltzeit (Weichsel-Kaltzeit) vor 12.000 Jahren bietet die Mechernicher Voreifel relativ günstige Lebensbedingungen für die Menschen. Wegen der Leelage zum Hohen Venn sind die Niederschläge geringer und die Temperaturen höher als in der Nordeifel. Hinzu kommt als ein entscheidender Vorteil ein fruchtbarer kalkig-toniger Boden über den Muschelkalk- und Keuper-Schichten. Anfangs mögen noch umherziehende Jäger und Sammler die Eichen-Hainbuchenwälder durchstreift haben. Später siedelten hier wie auch in der angrenzenden Zülpicher Börde keltische und germanische Stämme, die das Land zu roden begannen. Aus dieser Zeit sind viele Bodenfunde überliefert.

In römischer Zeit verlief in der nahen Zülpicher Börde die Fernstraße „Via Agrippa“ von Köln über Zülpich nach Trier, so dass auch in der Mechernicher Voreifel Landgüter (villae rusticae) gegründet wurden. Eisenerze wurden hier geschürft und verhüttet und im Raum Endenich und Kommern-Mechernich wurde bereits Bleibergbau betrieben.

Die meisten der heutigen Dörfer und Weiler der Mechernicher Voreifel entstanden zwischen dem 9. und 13. Jahrhundert. Die territoriale Herrschaft lag für die meisten Siedlungen bei den Grafen und später Herzögen von Jülich. Oft stand die Errichtung einer Burganlage am Anfang einer Ortsgründung. Durch intensive Rodungsaktivitäten schrumpften die umliegenden Waldgebiete mehr und mehr. Nur die Geröllböden des Mittleren Buntsandsteins konnten – wie auch heute - nicht landwirtschaftlich genutzt werden. An vielen Stellen entstanden auch schon früh kleine Bergbau- und Hüttenbetriebe zur Gewinnung und Verarbeitung von Blei, Eisen oder Kupfer.

Nach mehrfacher Heimsuchung durch französische Truppen wurde die Mechernicher Voreifel nach dem Wiener Kongress 1816 Teil der preussischen Rheinprovinz. Das bedeutete u. a. eine umfassende Einbeziehung der Mechernicher Bleilagerstätte in die industrielle Entwicklung Preußens bzw. später des Deutschen Reichs. 1882 waren dort bis zu 4500 Menschen mit dem Abbau der Erze und deren Aufbereitung und Verhüttung beschäftigt. 1862 wurde auch die Bleilagerstätte Maubacher Bleiberg als Großtagebau in Betrieb genommen. In der Fläche blieb es aber bei der Landwirtschaft. Die nährstoffreichen Böden der Muschelkalk-Gesteine und die Niederschlagsarmut begünstigten den Anbau von Weizen, Zuckerrüben und Hülsenfrüchten. Die ausgedehnten Ackerflächen über dem Oberen Buntsandstein im Westen und Südwesten eigneten sich besonders zum Anbau von Braugerste. Die bäuerliche Bevölkerung lebte weiterhin in geschlossenen Dörfern.

Bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts prägten die Landwirtschaft und der Bleibergbau die Kulturlandschaft der Mechernicher Voreifel. Durch die Schließung der Bergwerke Maubach und Mechernich in den 1950er Jahren und eine zunehmende Abwendung der Bevölkerung von der Landwirtschaft änderte sich die soziale und wirtschaftliche Struktur des Gebietes aber deutlich. Einerseits boten die nahe gelegenen Wirtschaftszentren Köln und Bonn oder Düren und Euskirchen ausreichend Arbeitsplätze für Pendler, andererseits stieg der Wohnwert der ländlichen Umgebung für die Städter. Heute hält die Mechernicher Voreifel mit ihren historischen Ortskernen, restaurierten Burganlagen, mit dem Freilichtmuseum Kommern und mit dem Bergbaumuseum Mechernich auch für Tagesbesucher und Feriengäste ein attraktives touristisches Angebot bereit.

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