Die ganze Geschichte der Südlimburger Börde

Die geologische Geschichte der Südlimburger Börde ist eng mit derjenigen des südlich anschließenden Südlimburger Hügellandes verknüpft. Wie dort besteht auch hier der tiefere Untergrund aus Sandstein- und Tonstein-Schichten der Oberkarbon-Zeit (358 - 296 Mio Jahre vor heute). Sie sind nur schwach gefaltet. Ihre Westfal-Stufe enthält abbauwürdige Steinkohlenflöze, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in zahlreichen Zechen des Heerlener Reviers abgebaut wurden.


Die Zeit der Steine in der Südlimburger Börde
Die Zeit der Steine in der Südlimburger Börde

Die Zeit der Steine

Nach dem Oberkarbon blieb Südlimburg zunächst sedimentfrei, bis sich in der späten Oberkreide-Zeit zuerst Küstensande und später die heutigen Kreidekalksteine des Südlimburger Hügellandes bildeten. Letztere unterlagern auch die heutige Südlimburger Börde. Erst in der frühen Tertiär-Zeit (nach 65 Mio Jahren vor heute) zog sich das Meer wieder nach Norden zurück.

Vor 35 Millionen Jahren, in der mittleren Tertiär-Zeit, erreichte eine neue Meeresüberflutung die Südlimburger Börde. Sie hinterließ Küstensande mit gut abgerollten Feuersteingeröllen und Tone (Tongeren-Formation). Später überwogen reine Quarzsande, die sich lagenweise auch zu Quarziten verfestigten. Örtlich enthielten sie auch moorige Zwischenschichten, aus denen später dünne Braunkohlenflöze hervorgingen (Breda-Formation).

Während der ganzen Zeit sorgten verschiedene Südost-Nordwest verlaufende tektonische Bruchlinien im Osten für besonders große Schichtmächtigkeiten.

Als sich das Meer gegen Ende der Tertiär-Zeit nach Norden zurückzog, überdeckte ein Flußnetz das Gebiet der heutigen Südlimburger Börde von Süden her mit Schottern und Tonschlämmen. Diese Ablagerungen werden heute von den Geologen als Kieseloolith-Formation zusammengefasst.


Das heutige Relief der Südlimburger Börde
Das heutige Relief der Südlimburger Börde

Die Zeit des Reliefs

In der frühen Quartär-Zeit blieb das Gebiet der Südlimburger Börde zunächst sedimentfrei. Später, um 800.000 - 700.000 Jahre vor heute, wurde es zusammen mit dem Südlimburger Hügelland in eine stärkere tektonische Anhebung der Ardennen und der Eifel einbezogen, so dass die zuvor in östlicher Richtung fließende Maas (Ostmaas) ihren Lauf in eine nördliche Fließrichtung lenkte.

Von dieser Westmaas her überdecken heute Schotter der St. Geertruid- und St. Pietersberg-Terrasse den Westteil der Südlimburger Börde. Im Osten sind dagegen noch die tertiärzeitlichen Quarzsande der Breda-Formation und die spättertiären Flusskiese und Tonschichten der Kieseloolith-Formation unter einer dünnen und lückenhaften Flugsand-Decke verbreitet.


Die Zeit der Menschen

Ähnlich wie im Kempenland boten die überwiegend sandigen Böden der Südlimburger Börde nicht die besten Voraussetzungen für eine frühe Besiedlung durch Menschen. Auch hier waren ursprünglich dichte Eichen- und Birkenwälder weit verbreitet. Es ist allerdings gut möglich, dass hier auch bereits in vorkeltischer Zeit Menschen gejagt oder vielleicht auch gelebt haben. Denn schon in der Jungsteinzeit gab es im südlich angrenzenden Südlimburger und Aachener Hügelland einen überregional bedeutenden Feuersteinbergbau. Aus der östlich gelegenen Jülicher Börde sind auch bandkeramische Siedlungen bekannt.

Für die Zeit der Römer wird heute entlang dem Südrand der Südlimburger Börde eine Heerstraße von Köln über Jülich nach Tongeren und weiter nach Boulogne-sur-Mer als Via Belgica rekonstruiert. Sie überquerte bei Maastricht die Maas. In Heerlen (Coriovallum) wurden eine bedeutende römische Therme und mehrere römische Landhäuser ausgegraben.

Nach dem Zerfall des römischen Reiches und den Wirren der Völkerwanderung entwickelte sich im Bereich der sandreichen Südlimburger Börde eine bäuerliche Infrastruktur. Die Wälder wurden gerodet oder dienten als Viehweide. Die Felder wurden mit Plaggen gedüngt. Im Laufe der Zeit entstanden auch größere Heideflächen.

Im späteren Mittelalter gehörte die Südlimburger Börde zum Herzogtum Limburg und kam mit diesem bald unter burgundische und später habsburgische bzw. spanische Herrschaft.

Im 18. Jahrhundert war das Gebiet Besitz von Österreich. 1795 übernahmen französische Revolutionstruppen das Land. Dieser häufige Wechsel der Obrigkeit bedeutete oft Krieg und Verwüstung und für die Bevölkerung oft Hunger und Not.

Nach dem Wiener Konmgress 1815/16 wurde die Südlimburger Börde zunächst der neuen Provinz Limburg der Niederlande zugeteilt. Auch nach der Gründung des Königreichs Belgien 1831 blieb sie zusammen mit dem Südlimburger Hügelland weiter niederländisch.

Die neue Zeit brachte auch eine Abkehr von der ausschließlich landwirtschaftlich orientierten Wirtschaftsstruktur des Gebiets. Sand, Kies und Ton wurden zu begehrten Rohstoffen für das Baugewerbe, und die reinen tertiärzeitlichen Quarzsande um Brunssum wurden zur Grundlage einer bis in die heutige Zeit erfolgreichen Glasindustrie.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts erlaubte ein neues Schachtbohrverfahren auch die Steinkohlengewinnung im tieferen Untergrund des Heerlener Gebiets. Bis 1974 wurde hier zunächst auf privatwirtschaftlicher Basis und später in Staatsgruben (Staatsmijnen) Steinkohle gefördert.

Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte mit der Öffnung der Grenzen nach Deutschland und Belgien ein deutlicher wirtschaftlicher Aufschwung ein. Heute bilden eine gute Verkehrsinfrastruktur und eine Vielzahl von Industrieniederlassungen und Dienstleistungszentren wichtige Säulen einer prosperierenden südlimburgischen Wirtschaft.

×
modal image