Torfgewinnung im Hohen Venn

Torfgewinnung im Hohen Venn
Torfgewinnung im Hohen Venn

Viele Jahrhunderte lang spielten die Moore des Hohen Venns für die umliegenden Dörfer eine wichtige Rolle als Weidegebiet für das Vieh und als Ressource für Holz und Einstreu für den Winter. Aber auch dem Torfstechen kam eine besondere Bedeutung zu.

Torf entsteht durch die mikrobakterielle Zersetzung von Pflanzenresten. Dabei entweichen Wasser und andere flüchtige Bestandteile und relativ kohlenstoffreiche Humusstoffe bleiben zurück. Ihnen verdankt der Torf seine Heizkraft.

Seit dem 17. Jahrhundert diente Torf in den Dörfern und Städten um das Hohe Venn herum als Hausbrand. Im 18. Jahrhundert war er auch ein wertvoller Brennstoff für die Tucherwerkstätten in Verviers, Eupen, Monschau und Malmedy.

Die Torfstiche im Hohen Venn waren jeweils Gemeindeeigentum. Jedem Haushalt wurde eine bestimmte Parzelle zum Abbau zugewiesen.

Die bevorzugte Jahreszeit zum Torfstechen war das Frühjahr. Zuerst wurde das Moorwasser abgeleitet. Dann wurde eine bis 2 m hohe vertikale Torfwand gesäubert, und das Wurzelwerk der obersten Schicht, das keinen Heizwert besitzt, wurde abgehoben. Der Torf darunter wurde dann mit einem speziell geformten Torfspaten in zwei Ziegel großen Stücken abgestochen. Die Torfstücke wurden mit einer Karre auf eine freie Fläche gefahren und nach einigen Wochen Vortrocknen zu Pyramiden aufgeschichtet.

Später im Jahr wurden die Briketts in einem Torfschuppen eingelagert, bis sie im Winter im Schlitten über das tief gefrorene Hochmoor in die Dörfer transportiert werden konnten. Jede Familie verbrannte 15.000 – 20.000 Torfbriketts im Jahr.

Auch wenn der letzte Torfstich 1972 endete, sind die Steilkanten der Abbauwände noch heute an vielen Orten deutlich zu erkennen.

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