Die ganze Geschichte des Südlimburger Hügellandes

Gefaltete Kalkstein-, Sandstein- und Tonstein-Schichten der Karbon-Zeit (358 - 296 Mio Jahre vor heute) sind im Südlimburger Hügelland nur entlang seinem Südrand von Flüssen und Bächen angeschnitten. Nach ihrem Alter und ihrer Lage bilden sie den Nordrand des weiter südlich auf großer Fläche zutage tretenden variszischen Grundgebirgsstockwerks der Nordeifel und Nordost-Ardennen.


Die Zeit der Steine im Südlimburger Hügelland
Die Zeit der Steine im Südlimburger Hügelland

Die Zeit der Steine

Dieses Grundgebirgsstockwerk wurde im Verlauf der mittleren Oberkreide-Zeit vor etwa 80 Millionen Jahren im Rahmen eines weltweiten Meeresspiegelanstiegs marin überflutet. Zuerst wurden Küstensande abgelagert (Aachener Sand, Vaalser Sand). Dann bildeten sich Kalkschlämme, aus denen die Kreide-Kalksteine hervorgingen.

Den älteren (unteren) Abschnitt dieser Kreide-Kalksteinfolge bildet die Gulpen-Formation, die von den niederländischen Geologen in 5 Schichtglieder unterteilt wird (Zevenwegen-Kalk, Beutenaken-Kalk, Vijlen-Kalk, Lixhe-Kalk, Lanaye-Kalk). Darüber folgt die Maastricht-Formation. Sie umfasst nach der heute gültigen Gliederung 6 Kalksteinfolgen (Valkenburg-Kalk, Groensveld-Kalk, Schiepersberg-Kalk, Emael-Kalk, Nekum-Kalk, Meersen-Kalk).

Alle Kreide-Kalksteine des Südlimburgischen Hügellands zeichnen sich durch einen großen Fossilreichtum aus. Besonders häufig überliefert sind Schalen von Seeigeln, Ammoniten, Belemniten, Muscheln, Bryozoen (Moostierchen) und Korallen. Aber auch Haifischzähne und Knochen und Zähne von Reptilien wurden gefunden. Einzeller wie Foraminiferen und Phytoplankton mit winzigen Kalkplättchen (Coccolithen) treten massenhaft und dadurch gesteinsbildend auf.

Die meisten Schichtglieder der Südlimburger Kreidekalk-Folge enthalten Feuersteine. Sie bildeten sich erst im Verlauf der Verfestigung der Kalkschlämme zu Kalkstein durch Verdrängung des Kalks (CaCO3) durch amorphen Quarz (SiO2). Zu Beginn der Tertiär-Zeit, um 60 Mio Jahre vor heute, zog sich das Meer aus dem Gebiet der heutigen Euregio Maas-Rhein wieder zurück.

Erst in der mittleren Tertiär-Zeit, vor 35 Millionen Jahren, erreichte noch einmal eine kurzzeitige Meeresüberflutung von Norden her das von Kreide-Kalksteinen überdeckte Gebiet. Sande mit gut abgerollten Feuersteingeröllen und Tone (Tongeren-Formation) und später auch reine Quarzsande mit moorigen Zwischenschichten (Braunkohlenmoore) kamen zur Ablagerung. Dann verlandete auch dieses Meer wieder und neue Flussnetze überzogen das Gebiet.


Die Zeit des Reliefs im Südlimburger Hügelland
Die Zeit des Reliefs im Südlimburger Hügelland

Die Zeit des Reliefs

Mit Beginn der Quartär-Zeit, vor etwa 2,6 Millionen Jahren, entwickelte sich ausgehend vom Tal der Urmaas bei Lüttich ein Ostmaas-Flusssystem quer über das heutige Südimburger Hügelland. In breiten Südwest-Nordost ausgerichteten Muldentälern sammelten sich Sande und Kiese aus dem sich bis nach Frankreich erstreckenden Einzugsgebies dieser Urmaas.

Später, um 800.000 - 700.000 Jahre vor heute, wurde das Gebiet des heutigen Südlimburger Hügellands in eine stärkere tektonische Anhebung der Ardennen und der Eifel mit einbezogen, so dass die Maas ihren Lauf in eine nördliche Fließrichtung änderte und weiter nach Westen verlagerte (Westmaas).

Mit zunehmender Hebung ihres Hinterlandes begannen die Maas und die ihr zufließenden kleineren Flüsse und Bäche sich tiefer in ihr Kreide-Unterlager einzuschneiden. Dabei führte der Wechsel von Kalt- und Warmzeiten zur Ausbildung deutlicher Flussterrassen entlang den Talhängen.

Heute überdecken aus Norden und Westen eingewehte Flugstaubablagerungen (Löss, Sandlöss) vor allem der letzten Kaltzeit (Weichsel-Glazial 115.000 — 10.000 Jahre vor heute) weite Teile des Südlimburger Schichtstufenlands.


Die Zeit der Menschen

Von ältesten menschlichen Aktivitäten im Limburger Hügelland zeugen mehrere untertägige Feuersteinbergwerke in seinen Kreide-Kalksteinen aus der Zeit vor 6.000 Jahren. Später war dieser Landstrich Siedlungsgebiet keltischer Stämme. Die Städte Maastricht und Heerlen sind römischen Ursprungs. Auch kleinere Orte wie Vaals, Gulpen und Meerssen entstanden aus Siedlungen um römische Heerlager herum. Zudem säumten Gutshöfe (villa rustica) die wichtigsten Heerstraßen.

Im 4. Jahrhundert wurde Südlimburg von Maastricht her christianisiert. Unter den Karolingern entstanden verschiedene karolingische Kaiserpfalzen, unter anderem in Meerssen, wo 870 n. Chr. das Reich Karls des Großen unter seine Nachfolger aufgeteilt wurde.

Im Hoch- und Spätmittelalter und in der frühen Neuzeit entwickelte sich die Region zu einem politischen Flickenteppich aus Gebieten mit wechselnden Zugehörigkeiten zu fremden Herzogtümern und französischen, spanischen und österreichischen Herrscherhäusern. Für die Bevölkerung war dieses eine besonders schlimme Zeit mit Kriegen und häufig wechselnder Obrigkeit, mit religiös motivierter Gewalt, mit Verwüstungen und mit Hunger und Not. Das änderte sich erst 1795, als französische Revolutionstruppen das Land annektierten.

Nach dem Wiener Kongress 1816 fiel das Gebiet zunächst zusammen mit der heutigen belgischen Provinz Limburg an die Niederlande. Nach der Gründung Belgiens 1831 blieben nur noch nördliche Teile niederländisch. Im Vergleich mit den Nordprovinzen des Königsreichs galt dieses neue niederländische Südlimburg aber lange Zeit als unterentwickelte Region. Nur im Osten erreichte der Steinkohlenbergbau um Kerkrade und Heerlen zu Anfang des 20. Jahrhunderts wirtschaftliche Bedeutung.

Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte dann aber mit der Öffnung der Grenzen nach Deutschland und Belgien ein deutlicher wirtschaftlicher Aufschwung ein. Heute bilden eine gute Verkehrsinfrastruktur, eine Vielzahl von Industrieniederlassungen und Dienstleistungszentren zusammen mit einem an Bedeutung immer mehr zunehmenden Tourismus die wichtigsten Säulen der südlimburgischen Wirtschaft.

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