Aachener Messingindustrie

Hatten bis in das Hochmittelalter die Tuchherstellung und der Handel mit Textilien die Aachener Gewerbelandschaft bestimmt, so gewann im Spätmittelalter die Metallverarbeitung und hier besonders die Herstellung und Verarbeitung von Messing zunehmende Bedeutung.

Das Messing wurde aus Galmei, einer Mischung aus Zinkkarbonat und Zinksilikat, und Kupfererz erschmolzen. Wegen seiner gold-gelben Farbe wurde es damals als eine Abart des Kupfers angesehen, so dass seine Hersteller, die Gelbgießer, der Zunft (Ambacht) der Kupferschläger angehörten.

Die zur Messingherstellung notwendigen Zinkerze stammten aus der unmittelbaren Umgebung von Aachen, vor allem aus der Lagerstätte Altenberg im heutigen Kelmis, deren Nutzung seit 1344 belegt ist. Das Kupfer musste dagegen von weither importiert werden, zuerst aus dem Mansfelder Raum, später auch aus Schweden.

Bis in das 15. Jahrhundert hinein gehörte die Grube Altenberg noch zum Aachener Reich. 1439 fiel sie im Streit an Burgund, belieferte aber die Aachener Kupferöfen zunächst noch weiter.

Wenig später, nach der Zerstörung der Stadt Dinant, des damaligen Zentrums der Messingindustrie, ließen sich viele protestantische Kupferschläger in Aachen nieder. Damit ging auch das europaweite Monopol in der Messingherstellung auf Aachen über. 1559 wurden 69 Kupfermeister mit über 100 Öfen in Aachen gezählt.

Um die Wende 16./ 17. Jahrhundert wichen aber die zugewanderten Kupfermeister teils aus religiösen Gründen, teils auch wegen günstigerer Standortbedingungen in den Stolberger Raum aus und legten dort den Grundstein für die bedeutende Messingindustrie im Vichttal.