Devon- und Karbon-Kalksteine, Aachener Blaustein

Riffkalke (Massenkalk) der Mittel-/Oberdevon-Zeit(Tertiärquarzite)
Riffkalke (Massenkalk) der Mittel-/Oberdevon-Zeit(Tertiärquarzite)

Zweimal kam es in der Zeit des Paläozoikums (Erdaltertum) in der Aachener Region und auch weiter westlich im Gebiet der belgischen Ardennen zur Bildung von Kalksteinen, zuerst in der späten Mittel- und frühen Oberdevon-Zeit (zwischen 387 und 375 Mio Jahre vor heute) und dann noch einmal während der Unterkarbon-Zeit (um 358 bis 326 Mio Jahre vor heute).

Zu beiden Zeiten entstanden in einem tropisch warmen Flachmeer Kalkriffe und Kalkschlämme, deren ursprünglich schwarze Farbe sich aus einem zum Teil extrem hohen Anteil an organischem Kohlenstoff aus der Zersetzung von Algen, tierischen Einzellern oder auch Bakterien erklärt.

Die während der mittleren und jüngeren Devon-Zeit entstandenen Kalksteine werden von den Geologen als Massenkalk bezeichnet.

Die jüngeren, während der Unterkarbon-Zeit gebildeten Kalksteine nennen sie seit alters her Kohlenkalk, weil sie immer in der Nähe zu den Steinkohlen führenden Schichten des Oberkarbons auftreten.

Fossilien führende Kalksteine der Unterkarbon-Zeit
Fossilien führende Kalksteine der Unterkarbon-Zeit

Beide Kalksteinarten unterscheiden sich deutlich durch die in ihnen enthaltenen Fossilien.

Die Massenkalke zeigen oft massive kissenförmige oder knollige, manchmal auch ästige Einschlüsse von Stromatoporen. Das sind Kalkskelette von heute ausgestorbenen, den Schwämmen zugerechneten Organismen.

Sie bildeten Kolonien im flachen warmen Meerwasser und wuchsen zu massiven Riffen auf. Als Fossilien zeigen sie in ihrem Inneren eine lamellare oder maschenartige Struktur.

Hinzu kommen Kalkskelette von Korallen und dickschaligen Brachiopoden (Armfüßern).

Für den unterkarbonischen Kohlenkalk sind dagegen oft massenhaft zusammen geschwemmte Stielglieder von Krinoiden (Seelilien), Schalen von Muscheln und Einzelkorallen und Korallenstöcke typisch.

Eine Sammelbezeichnung für beide wegen ihrer Härte und Verwitterungsbeständigkeit als Naturwerksteine geschätzten Kalksteine ist „Aachener Blaustein”. Nur im frischen Anschlag sind diese Kalksteine schwarz. Bei längerem Luftzutritt bleichen sie hellgrau-bläulich bis weiß aus.

Die Bezeichnung wurde vermutlich durch flämische Steinmetze eingeführt, die im 17. Jahrhundert nach dem Großen Brand von 1656 nach Aachen kamen und halfen, die Stadt wieder aufzubauen. Die devonischen Riffkalksteine gelten dabei als der eigentliche „Aachener Blaustein”. Der krinoidenreiche unterkarbonische Kalkstein wird im Steinhandel oft als „Belgischer Granit” oder „Petite Granite” bezeichnet.

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